Anspruchsvolle Operation: Wie Menschen mit Cochlea-Implantat wieder hören

Seit 2019 zahlen Bund und Länder viel Geld für Spitzenforschung – die MHH will damit unter anderem Menschen mit Hörschäden helfen – und die Operationen sicherer machen. Menschen mit Hörproblemen sind schnell isoliert, abgeschnitten von Gesprächen, auch weil die Umgebung vielleicht gar nicht von ihrer Einschränkung weiß. Wie Schwerhörige wieder oder einfach besser hören können, ist das große Thema der Forscherinnen und Forscher im niedersächsischen Exzellenzcluster „Hearing4all“, auf Deutsch „Hören für alle“. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) konzentriert sich dabei auf Verbesserungen rund um Hörimplantate.

Ein Beispiel: Cochlea-Implantate sind eine etablierte Technik, um Menschen mit mittelgradigem Hörverlust bis völliger Taubheit zu helfen. Die elektronische Hörprothese wird dafür operativ im Schädelknochen hinter dem Ohr eingebettet. „Der anspruchsvollste Schritt besteht darin, die anhängende Elektrode in die empfindliche Struktur im Innenohr einzuführen, damit sie dann frei in der Hörschnecke hängt“, berichtet Forschungsgruppenleiter Thomas Rau. Das muss sehr vorsichtig geschehen.

Cochlea-Implantat: Sensor hilft bei der Operation

Denn bei einer minimalen Verletzung könnte der Patient sein Restgehör verlieren. „Manche Patienten entscheiden sich deshalb gegen eine Operation“, sagt Mitarbeiter Georg Böttcher-Rebmann. Bisher müssen Chirurgen beim Einführen der dünnen und biegsamen Elektrode auf ihr Gefühl vertrauen. Der Widerstand, auf den sie reagieren müssen, ist allerdings kaum zu spüren. Georg Böttcher-Rebmann hat dafür ein Werkzeug mit Kraftsensor entwickelt, der die auf das Implantat wirkenden Kräfte misst. Der Prototyp wird jetzt in einer klinischen Studie mit Patienten getestet. Federführend beim Exzellenzcluster „Hearing4all“ ist die Universität Oldenburg, die MHH ist maßgeblich beteiligt, außerdem die Leibniz Universität. Allein in Hannover forschen 15 Arbeitsgruppen direkt im Verbund, weitere kooperieren. An der Leibniz-Uni entwickeln Chemiker etwa Beschichtungen für Cochlea-Implantate, die entzündungshemmende Medikamente speichern und nach der Operation freisetzen. Bund und Land zahlen seit 2019 für sieben Jahre 55 Millionen Euro, davon gehen 23 Millionen nach Hannover. Die MHH hat seitdem außerdem fast 15 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel eingeworben.

Text entspammt einem Beitrag der HAZ – Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Autorin: Bärbel Hilbig)